DBT: Deutsche Bergbautechnik für die Welt

„Mit DBT hat die Bergbautechnik den Sprung auf den Weltmarkt geschafft. Damit akquirierte die in den heimischen Gruben entwickelte deutsche Bergbautechnologie neue Absatzmärkte. Und der Vorteil für die Bergbauregion ist, dass dadurch zahlreiche Arbeitsplätze auch bei Zulieferunternehmen im Ruhrgebiet gesichert werden.“ Das sagte kürzlich Karl Starzacher, der Vorstandsvorsitzende des Essener RAG-Konzerns. Und mit DBT meinte er ein Tochterunternehmen der RAG, die Deutsche Bergbautechnik in Lünen. Sie liefert weltweit komplette Abbausysteme für den untertägigen Bergbau. Und die Exportperspektiven für die DBT und damit für Nordrhein-Westfalen könnten noch besser werden. Denn weil der Weltenergiebedarf wächst, hat die Steinkohle auch in Zukunft mit 40 Prozent den höchsten Anteil an der Weltstromerzeugung. Bergbautechnologie ist deshalb Zukunftstechnologie.

Gesendet in leicht gekürzter Form am Donnerstag, 16. August 2000, in „Westblick“ auf WDR 5

Von Lothar Kaiser

Während Bergleute noch vor fünfzehn Jahren unter oft sehr schwierigen Bedingungen mit einer Art Presslufthammer die Kohle aus dem Flöz schlugen, können sie sich heute untertage darauf beschränken, bis zu drei Millionen Mark teure Maschinen zu führen und zu warten, die weitgehend automatisch arbeiten und eine hohe Förderleistung garantieren.

Den Weltrekord hierbei hält eine automatisierte Walzenstrebanlage in einem amerikanischen Bergwerk. Sie ermöglicht es dort, in einem gerade mal 2,7 Meter hohen Flöz mehr als 800.000 Tonnen Kohle im Monat zu fördern – das ist ein Fünftel der Jahresproduktion aller deutschen Steinkohlebergwerke. Hersteller dieser Walzenstrebanlage -die Deutsche Bergbautechnik in Lünen, die DBT.

Als der RAG-Konzern sie vor fünf Jahren gründete, indem er die Bergbauzulieferer Hemscheid und Halbach & Braun in Wuppertal sowie Westfalia Becorit in Lünen übernahm und zusammenfaßte, gehorchte er eigentlich eher der Not, wie Dirk Vorsteher verrät, in der vierköpfigen Geschäftsführung der DBT für die Produktion zuständig:

O-Ton: Die drei Unternehmen waren in aussichtsloser wirtschaftlicher Situation. Und es stand für den deutschen Bergbau zu befürchten, dass die Versorgung nicht gesichert ist. Insofern hat man diese drei Firmen zur DBT fusioniert. Und um über einen Zuwachs auf dem internationalen Markt die absehbaren Rückgänge im deutschen Markt kompensieren zu können.

Die Rechnung ging auf. Heute ist die DBT der Technologieführer im Bereich der modernen Strebausrüstung im Untertagebau. Dazu gehören insbesondere hydraulisch gesteuerte Schilde für den Strebausbau, um das beim Kohleabbau von oben drückenden Gebirge abzustützen. Dazu gehören elektrohydraulische Steuerungssysteme

O-Ton: Und in der Antriebstechnik Hochleistungsgetriebe, die den Anforderungen im Bergbau auf höchster Art gerecht werden.

Und dazu gehören Abbaumaschinen, die Ähnlichkeit haben mit großen Hobeln – und die auch so heißen. Diese moderne Strebtechnik, die sich in Bergwerken in Nordrhein-Westfalen bewährt hat, bis hin zu kompletten Kohlegewinnungssystemen im Untertagebau, vermarktet die DBT auch im Ausland gewinnbringend. Und wie steht’s um den Umsatz im Ausland generell?

O-Ton: Es gibt Jahre, in denen wir 30% machen, es gibt Jahre, in denen wir 60% machen. Der Bedarf im Ausland ist in jedem Fall da. Im Gegensatz zu einer Aktiengesellschaft braucht die DBT als GmbH zwar keinen Außenstehenden in ihre Bücher blicken zu lassen. Aber es ist kein Geheimnis, dass der Jahresumsatz der DBT bei 800 Millionen Mark liegt.

O-Ton: Aber das Unternehmen ist mittlerweile so positioniert, dass wir einen guten Profit abliefern.

Dass die Exporterlöse der DBT dem Land Nordrhein-Westfalen Steuereinnahmen bringen, freut Finanzminister Peer Steinbrück:

O-Ton: Wir brauchen deshalb auch künftig einen leistungs- und lebensfähigen Bergbau und Bergwerke, insbesondere wenn wir das Exportpotential im Bereich der Bergwerkstechnik wirklich ausnutzen wollen.

Davon profitieren die kleinen und mittelständischen Bergbauzulieferer im Ruhrgebiet, die durch den Export ihrer Bergbauausrüstungen Einbußen auf dem heimischen Markt auszugleichen suchen. Die enge Kooperation mit der RAG erleichtert es ihnen, auf dem internationalen Markt Fuß zu fassen. Zum Beispiel in China. DBT-Geschäftsführer Dirk Vorsteher:

O-Ton: China ist ein Land, in dem sich der Bergbau für uns sehr interessant entwickelt, weil dort die kleinen Bergwerke geschlossen werden, und der Fokus sehr stark auf Hochtechnologie-Bergwerke geht, und da ist unser Produkt gefragt. Wir haben drei große Auf-träge mit China in Arbeit. Und wir sehen auch für das Jahr 2001 Aufträge aus China für uns kommen. Ein Auftrag umfasst bei uns im Durchschnitt zwischen 20 und 30 Millionen DM. Das ist schon eine sehr gute Beschäftigung für unsere Mannschaft.

Von den insgesamt 2.500 Mitarbeitern der DBT arbeiten 1.500 in Lünen, Wuppertal und Hamm, die übrigen eintausend im Ausland. In den wichtigen Kohleländern USA, Südafrika, Australien und Polen ist die DBT mit Tochterfirmen vertreten. Doch im Ausland wird nicht nur verkauft, sondern auch produziert. In der Nähe von Peking etwa werden seit Ende vorigen Jahres Förderrinnen und Stahlbauteilen für den untertägigen Bergbau hergestellt, für den chinesischen Bedarf wie für den Export bis hin nach Europa.

Nicht nur in China, sondern weltweit ist in den nächsten 25 Jahren mit immensen Investitionen für den Bau und die Ausrüstung von Bergwerken zu rechnen. Schätzungen sprechen von einem Volumen von rund 4.000 Milliarden Dollar. Ein fettes Stück Sahnetorte, von dem sich die DBT ein Stück abschneiden möchte. Zumal der Inlandsmarkt in den nächsten Jahren weiter wegbrechen wird.

O-Ton: Es ist eine sichere Erkenntnis, dass die DBT in ihrem Kerngeschäftsfeld Strebtechnik bestenfalls stagnierend ist, so dass wir in anderen Märkten erweitern müssen, um die langfristige Überlebensfähigkeit zu sichern. Aber wir bleiben dem Bergbau treu. Der hat noch so viele Felder, in die wir hinein expandieren können, so dass wir uns da keine Sorgen machen.

Sorgen bereiten Dirk Vorsteher dagegen jüngste Forderungen der CDU, die öffentliche Subventionierung der deutschen Steinkohle in zehn Jahren auf Null zu fahren.

O-Ton: Der deutsche Steinkohlenbergbau ist ein für uns sehr entscheidender Kunde. Und eine Reduzierung dort oder ein Wegfall in diesem Markt wäre für uns ein schwerer Schlag. Und es ist für uns immer ein gutes Werbeargument zu sagen, dass sich unsere Anlagen im deutschen Bergbau bewährt haben, was Hochleistung, Lebensdauer, Qualität und ähnliches angeht. Und insofern erproben wir unsere Entwicklung gerne im Inland, bevor wir damit ins Ausland gehen.