Gelsenwasser AG: Ändert sich die Aktionärsstruktur?

Personalabbau und Gewinnsteigerung kennzeichnen das Geschäftsjahr 1999 des größten deutschen Wasserversorgungsunternehmen, der Gelsenwasser AG. Und beides wird der Vorstandsvorsitzende Hartmut Gripentrog den Aktionären auf der Hauptversammlung im Musiktheater Gelsenkirchen (am 8. Juni 2000) gerne erläutern. Denn der Jahresüberschuss von 44,4 Millionen Mark verhilft den Aktionären zu einer Dividende von zehn Mark je Aktie, eine Mark mehr als im Vorjahr. Ein Bericht über die Aktionärsstruktur von Gelsenwasser, geplante Kooperationen und mögliche Schließungen von Wasserwerken an der Ruhr.

Gesendet am Montag, 22. Mai 2000, in „Westblick“ auf WDR 5

Von Lothar Kaiser 

Der größte Batzen der Gelsenwasser-Dividende fließt in die Kassen von großen Energiekonzernen. 28 Prozent aller Gelsenwasser-Aktien hält die Dortmunder VEW. Sie will mit der Essener RWE fusionieren. Und wird sich deshalb wohl von ihrem Gelsenwasser-Paket trennen müssen. Denn im Rahmen der Fusion fordert das Bundeskartellamt bei den Beteiligungen von RWE und VEW eine „Flugbereinigung“. Wohin also mit dem Gelsenwasser-Paket? Die VEBA-Tochter Pressenelektra würde es gerne übernehmen; sie besitzt heute bereits mehr als die Hälfte aller Gelsenwasser-Aktien.

Hartmut Griepentrog, dem Vorstandsvorsitzenden des größten deutschen Wasserversorgers, macht die neue Aktionärsstruktur keine Sorgen:

O-Ton: Wir sind sehr guten Mutes, denn unser Geschäft kann dadurch nur wachsen. Ich denke, wir sind da auch richtig für aufgestellt.

Wachsen will Gelsenwasser auch im Rahmen der zu erwartenden Umstrukturierung der deutschen Wasserwirtschaft. Zwar ist in dieser Legislaturperiode nicht mehr mit Gesetzesinitiativen zur Liberalisierung der Wasserversorgung zu rechnen nach dem Beispiel der Stromwirtschaft. Aber auch ohne staatliche Verordnung plädiert Gelsenwasser für kostengünstige kommunale Verbundsysteme, will verstärkt mit Stadtwerken zusammenarbeiten, um gemeinsam Kosten zu sparen.

O-Ton: Wir können ihnen anbieten, die Betriebsplanungen gemeinsam zu machen, den Einkauf gemeinsam zu gehen, die Instandsetzungsplanung, Lagerhaltung, Lagerwirtschaft gemeinsam zu machen, die EDV-Anlagen gemeinsam aufzubauen. Und so können sie auch weiter spielen.

Weitere Synergieeffekte verspricht sich der Wasserversorger von der Gründung einer Gesellschaft mit den Abwasserentsorgern Emschergernossenschaft und Lippeverband. Dabei sieht Griepentrog exzellente Marktchancen vor allem darin, …

O-Ton: … dass wir das know how für Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung bei der Gelsenwasser und den Betrieb und Bau und Planung von großen Kläranlagen gemeinsam anbieten können.

Je weniger Steinkohle im Ruhrgebiet gefördert wird, desto weniger Wasser kann die Gelsenwasser AG an den Bergbau verkaufen. Rund 13 Millionen Kubikmeter waren es 1999, nicht einmal die Hälfte davon wird bis 2004 übrig bleiben. Auch deshalb gilt es, die Wassergewinnung zu rationalisieren. Mit der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH wird zur Zeit überlegt, acht Wasserwerke zwischen Wickede und Schwerte in einer gemeinsamen Betriebsgesellschaft zusammenzufassen.

O-Ton: Die Auslastung geht zurück insbesondere durch den Rückgang des Wasserverbrauchs der Industrie. Die Wasserqualität geht dadurch nicht zurück. Wir sehen allerdings, dass der Preis bei gleicher Qualität dann steigen kann. Und das wollen wir dadurch vermeiden, dass wir versuchen, die Wassergewinnung, Wasserförderung gemeinsam entlang der Ruhr zu betreiben. Wir haben zur Zeit Gespräch mit Dortmund. Ich denke, die werden bis zum Jahresende abgeschlossen sein, und Diskussionen gibt es auch mit anderen dazu.

Auch diese „anderen“ Wasserversorgungsunternehmen an der Ruhr seien, so Gripentrog, daran interessiert, ihre Kapazitäten dem sinkenden Bedarf anzupassen und Wasser in voll ausgelasteten Werken kostengünstiger zu gewinnen. Mittelfristig bedeutet das die Schließung einiger Wasserwerke an der Ruhr. Noch aber hält sich der Gelsenwasser-Chef in dieser Frage bedeckt:

O-Ton: Das werden wir sehen, wie sich dann innerhalb einer Optimierung in diesem neuen Verbund es als sinnvoll erweist, was und wo stillgelegt wird.