Praktika an Rhein und Ruhr

22 Frauen aus 16 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas werden in Nordrhein-Westfalen ein Jahr lang darauf vorbereitet, in ihrer Heimat Führungsaufgaben in Personalmanagement zu übernehmen. Die jungen Frauen – allesamt Hochschulabsolventinnen und in ihrer Heimat schon im Personalwesen tätig – sollen an Rhein und Ruhr in Theorie und Praxis vor allem lernen, Mitarbeiter menschlich zu führen. Zugleich verbindet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit diesem Trainingsprogramm das politische Ziel, den Zugang zu internationalen Fortbildungsprogrammen auch Frauen aus Entwicklungsländern zu verschaffen – dort längst noch keine Selbstverständlichkeit.

Gesendet am Dienstag, 11. April 2000, um 16.15 Uhr in „Zwischen Rhein und Weser“ auf WDR 2

Von Lothar Kaiser

O-Töne: Mein Name ist Anne Mbeke, ich komme aus Kenia. Ich mache mein Praktikum beim Deutsche Steinkohle AG in Herne. – Mein Name ist Horolsuren Batmend, ich komme aus der Mongolei. – Voahangy Rakotomalala aus Madagaskar. – Ich bin Khaleda Parveen aus Bangladesch.

In erstaunlich kurzer Zeit, vier Monaten, haben die ambitionierten jungen Frauen so gut Deutsch gelernt, dass ihre Ausbilder bei den Seminaren, die meist freitags in Bochum stattfinden, auf keine Muttersprache zurückgreifen müssen. Der praktische Teil des Trainings findet bei Unternehmen, in Ministerien oder an Hochschulen statt. Erster Eindruck:

O-Ton: Die Deutsche arbeiten hart. Und ich möchte wissen, was macht die Deutsche so gut arbeiten, es gibt so viel, ich lernen können, um in meinem Heimatland die Arbeiter zu motivieren. Die Leute vielleicht sind nicht so motiviert.

Die Carl-Duisburg-Gesellschaft betraute die DMT und die RAG Bildung, beides Tochterfirmen des Essener RAG-Konzerns, mit diesem internationalen Trainingsprogramm, weil ihr Lernkonzept überzeugte. Denn es verknüpft betriebliche Erfordernisse mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter. Ausbildungsleiterin Bettina Kaika:

O-Ton: Ziel dieser Maßnahme liegt darin, dass die Damen, wenn sie uns verlassen nach einem Jahr, alles über modernes Personalmanagement wissen, um später in ihrem Heimatunternehmen die Arbeit dort optimaler gestalten zu können und ihre Heimatunternehmen auch voran zu bringen.

Die angehenden Personalmanagerinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika sollen in Nordrhein-Westfalen lernen, Mitarbeiter menschlich zu führen. Es kommt eben auf den Umgangston an. Auch in Deutschland.

O-Ton: Ich finden die deutschen Leute sehr, sehr nett und sie sind hilfsbereit.

Doch keine Regel ohne Ausnahme. Eine ortsundkundige Ausländerin, die nach dem Weg fragt, hat es im hektischen Alltag einer deutschen Großstadt nicht immer leicht:

O-Ton: Es ist schwer, in anderer Sprache zu sprechen. Zum Beispiel wenn ich habe nach dem Weg gefragt und ich konnte nicht dies genau wissen, und manchmal ich hatte ein schlecht Gefühl und das war nicht so gut. Ein bisschen Geduld.

Der Deutschen Tugend ist die Pünktlichkeit. Das lernten die jungen Personalmanagerinnen bereits in ihrer Heimat. Und fanden es in Nordrhein-Westfalen bestätigt:

O-Ton: Ich finde, dass die deutsche Leute sehr Pünktlichkeit sind. In meinem Lande die Leute sind nicht pünktlich.

Aber auch für die Tugend Pünktlichkeit gilt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Weder bei der Bundesbahn noch bei der Telekom:

O-Ton: Ich habe immer Problem, weil ich komme früh, der Zug sehr spät. Und wenn ich komm‘ ein bisschen spät, der Zug ist schon weg. – Die Telekom hat eine Termin gemacht. Ich warte den ganzen Tag zu Hause, aber nicht gekommen. Die nächste Tage auch, ja, nicht kommen. Der letzte Termin, ja, sehr gut, aber drei Tage später.