Zehn Jahre Initiativkreis Ruhrgebiet

Seit nunmehr zehn Jahren gibt es den Initiativkreis Ruhrgebiet, ein Zusammenschluss von Unternehmern und Unternehmern zwischen Dortmund und Duisburg, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, in dieser Region Innovationen und Investitionen zu fördern, Kultur und Sport zu sponsern und durch all das Werbung zu machen für das Ruhrgebiet. Zehn Millionen Mark, von den Mitgliedunternehmen aufgebracht, flossen in den vergangenen zehn Jahren in technische Projekte für Jugendliche, weitere zwanzig in die Wissenschaft – darunter in Medizin- und Hightech-Kongresse – , dreißig Millionen in die Sport- und vierzig in die Kulturförderung. Macht zusammen hundert Millionen Mark.

Gesendet am Freitag, 12.Oktober 1999,17:10 – 17:15 Uhr, auf WDR 5, Westblick

Von Lothar Kaiser

O-Ton: Bitte fangt an, habt Mut, denn der Defätismus hier im Ruhrgebiet ist die gefährlichste Krankheit, die aufkommen könnte, die Resignation. Das Ruhrgebiet hat es nicht verdient zu resignieren oder von draußen als resignative Region angesehen zu werden. Das Ruhrgebiet ist großartig.

Das sagte vor zehn Jahre, am 15. Februar 1989, Ruhrbischof Franz Hengsbach am Rande einer Pressekonferenz, auf der sich der soeben gegründete Initiativkreis Ruhrgebiet der Öffentlichkeit vorstellte. Ein Jahr zuvor hatte Hengsbach Unternehmer an einen Tisch geholt, um nach Wegen zu suchen, gegen Mutlosigkeit und Schwarzmalerei anzugehen. Dr. Dietmar Kuhnt, Vorstandsvorsitzender der Essener RWE und derzeitiger Sprecher des Initiativkreises Ruhr, dort „Moderator“, erinnert sich:

O-Ton: Wir hatten die große Stahlkrise, und viele machten sich Sorge um die Zukunft. Und auf Grund der Initiative von Kardinal Dr. Franz Hengsbach, Alfred Herrhausen, Sprecher der Deutschen Bank, und dem Vorstandsvorsitzenden der VEBA, Herrn von Bennigsen-Förder, wurde der Initia-tivkreis Ruhrgebiet gegründet, um Innovationen und Investitionen zu fördern, um Kultur- und Sportsponsoring zu machen und auch, um für das.Ruhrgebiet zu werben.

Alfred Herrhausen hatte es bei der Gründung vor zehn Jahren so ausgedrückt:

O-Ton: Ziel ist, die Meinung zu transportieren, dass das Ruhrgebiet auch in Zukunft eine wichtige wirtschaftliche und soziale Rolle spielen wird in der Bundesrepublik. Wir haben Konkretes anzubieten in Form von Investiti-onsvorhaben und kulturellen Veranstaltungen, die dem Ruhrgebiet auch Glanz zu verleihen.

Auf kulturellem Gebiet ist das zweifelsfrei gelungen.

O-Ton: Das Klavierfestival Ruhr – es ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Wir haben insgesamt 700 Konzerte gehabt mit rund 260.000 Besuchern. Wir haben eine ganz berühmte Reihe, nämlich jedes Jahr treten Nobel-preisträger bei uns auf. Henry Kissinger oder Yasser Arafat zum Bei-spiel. — Es geht das Gerücht, Sie wollten Nelson Mandela einladen? — Wenn er käme, wäre er sicherlich hoch willkommen und würde sehr gut in unsere Reihe passen.

Insgesamt war dem Initiativkreis Ruhrgebiet in den vergangenen zehn Jahren die Kulturförderung 40 Millionen Mark wert, 40 Prozent des Ge-samtetats immerhin. Mit Gemeinnutz statt Eigennutz investierte der Initiativkreis seit 1989 zehn Millionen Mark in die Jugend des Reviers. An kostenlosen Computerkursen konnten so bislang mehr als 6000 Grundschüler teilnehmen. Und an Oberschüler wendet sich der „Dialog mit der Jugend“. Ihnen stehen alljährlich Manager führender Unternehmen des Ruhrgebiet Rede und Antwort. Allein in den vergangenen zwei Jahren nahmen 2800 angehende Abiturientinnen und Abiturienten an diesen Diskussionen teil.

Viele Jugendliche werden auch dabei sein, wenn der Initiativkreis am 22. Oktober sein zehnjähriges Bestehen im Essener Aalto-Theater feiert, darunter auch die 30 jugendlichen Preisträger eines mit insgesamt 150.000 Mark dotierten Aufsatzwettbewerb zum Thema „Ruhrgebiet – Europa – meine Zukunft“.

O-Ton: Die Jugend soll sehen, dass ihr Zuhause nicht nur das Ruhrgebiet ist, nicht nur Deutschland, sondern Europa. Europa muss zusammenwachsen. Und hier wollen wir anregen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

35 Mitglieder zählte der Initiativkreis Ruhrgebiet bei seiner Gründung. Heute sind es 42, darunter fast alle im Ruhrgebiet ansässigen großen Montan- und Energieunternehmen. Fast.

O-Ton: Es sind noch nicht alle. Es ist heute sehr schwer, Persönlichkeiten zu gewinnen, die die Zeit aufbringen, und es muss überall gerechnet und gespart werden.

Doch mit dem Engagement der Mitgliedsunternehmen ist Dr. Dietmar Kuhnt rundum zufrieden:

O-Ton: Ich glaube, allein die Tatsache, dass sich Großunternehmen und an ihrer Spitze 43 Persönlichkeiten aus Wirtschaft und auch aus der Wissenschaft engagieren, ist ein ganz deutliches Zeichen, dass wir für dieses Revier hier stehen.

Natürlich hat sich das Bild des Ruhrgebiets in den vergangenen zehn Jahren entscheidend verändert. Der Strukturwandel hat aus dem Revier einen vitalen, leistungs- und wettbewerbsfähigen Standort in Europa gemacht. Von der Resignation vor zehn Jahren ist heute kaum noch etwas zu spüren. Aber des Strukturwandel ist noch nicht abgeschlossen. Deshalb will der Initiativkreis künftig vorrangig junge Unternehmer unterstützen in der Hoffnung auf weitere neue Arbeitsplätze im Ruhrgebiet.

O-Ton: Wir haben ein neues Projekt aufgesetzt, die Ideenbörse für Existenzgründer. Wir wollen sie begleiten von ihrer Idee an bis zum Eintritt in das harte Geschäftsleben. Wenn es uns gelingt, beispielsweise 100 Gründungen zu initiieren, dann sind das mindestens 400 Arbeitsplätze.