RWE plant Brennstoffzellenanlage für Strom

Die europaweit erste Brennstoffzellen-Anlage zur dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung wird für 20 Millionen Mark in Nordrhein-Westfalen gebaut. Das teilte die RWE Energie AG am 24. September 1999 in Essen mit. Die neue Erdgas-Verbrennungstechnik, bei der nur wenig Kohlenstoffdioxyd anfällt und dafür umso mehr reines Wasser, gilt als bahnbrechend für das nächste Jahrtausend.

Gesendet am Freitag, 2. Juli 1999, in „Zwischen Rhein und Weser“ auf WDR 2

Von Lothar Kaiser

Die europaweit erste Brennstoffzellen-Anlage zur dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung wird für 20 Millionen Mark in Nordrhein-Westfalen gebaut. . Das teilte die RWE Energie AG heute in Essen mit. Die neue Erdgas-Verbrennungstechnik, bei der nur wenig Kohlenstoffdioxyd anfällt und dafür umso mehr reines Wasser, gilt als bahnbrechend für das nächste Jahrtausend.

„Wasser ist die Kohle der Zukunft“. Dieser Satz stammt nicht von einem Ingenieur der Rheinisch -Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE) in Essen, sondern er wurde vor rund 130 Jahren niedergeschrieben – von dem Science-Fiction-Schriftsteller Jules Vernes. Diesen Satz Realität werden zu lassen, haben sich jetzt die RWE, Siemens und Westinghouse vorgenommen. Schon im kommenden Jahr wollen diese Energiekonzerne gemeinsam die europaweit erste Brennstoffzellenanlage errichten, zwei Jahre später dann die zweite. Die Federführung beim Einstieg in die neue Technik zur dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung hat die RWE-Energie AG, die größte Tochtergesellschaft des Essener Großkonzerns RWE. Pressesprecher Hermann Venghaus:

O-Ton: Die Anlage, die wir gerade errichten, wird etwa die Ausmaße einer größeren Doppelgarage haben. In der Serienreife wird es Anlagen aller Größenordnung geben, also beispielsweise für einen Straßenzug, für ein Hochhaus bis hinunter zu der Größe, die in Ihren Heizungskeller paßt.

Im Idealfall verfügt der Heizungskeller schon über eine Leitung für Erdgas. Das wird dann in der Brennstoffzelle unter hohen Temperaturen – etwa 900 Grad – und mit Hilfe eines Katalysators in Wasserstoff umgewandelt. Und der reagiert dann mit Sauerstoff – und davon gibt es ja in der Luft genug – explosionsartig, aber kontrolliert zu Wasser. Die neue Anlage wird der Erprobung dieses Verfahrens dienen. Später sollen dann Brennstoffzellen entwickelt werden, die auch bei geringeren Temperaturen funktionieren, speziell geeignet für Privathaushalte.

Das Bahnbrechende an dieser Technologie ist, daß sie beispielsweise in einem Einfamilienhaus Ihr eigenes kleines Kraftwerk haben. Sie erzeugen über das ganze Jahr hinaus Ihren Strom und haben zusätzlich im Winter Ihre Heizung damit geregelt, und das zu einem hohen energetischen Nutzen. Im Sommer haben Sie eine Energieausbeute von etwa 60%, im Winter von sogar 90% und zu einer wirklich beeindruckenden Umweltbilanz.

Gewiß, bei der Erzeugung von Wasserstoff Hilfe von Erdgas, das dabei verbrennt, fällt in den künftigen Brennstoffzellenanlagen in geringem Maße das Treibhausgas Kohlenstoffdioxyd an, dafür aber keine Stickoxide und Schwefeloxide. Statt dessen reines Wasser. Die Essener RWE Energie AG spricht daher von einer effizienten und sauberen Technik zur dezentralen Erzeugung von Strom und Wärme und von einer bahnbrechenden Alternative zu herkömmlichen Verfahren. Die in die erste Pilotanlage investierten Millionen seien gut angelegt und würden sich im nächsten Jahrtausend sicher auszahlen, ist RWE-Pressesprecher Hermann Venghaus zuversichtlich. Unklar ist nur noch, wo genau die Pilotanlage gebaut werden soll:

O-Ton: Wir können über den Standort noch nichts sagen, sie wird auf jeden Fall in NRW errichtet werden. Wir rechnen mit Kosten von zunächst 20 Millionen Mark, wobei das eben nur Erstkosten sind, um diese Entwicklung noch anzuschieben dadurch, daß man demonstriert, daß es funktioniert. Die gesamten Investitionskosten über die Jahre hinaus werden natürlich wesentlich höher sein.