Babcock AG: Schwarze Zahlen und neuer Name

Die Deutsche Babcock AG in Oberhausen hat erstmals seit vier Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben. Unter dem neuen Namen Babcock-Borsig soll der Konzern mit Hilfe internationaler Allianzen und Partnerschaften weiter ausgebaut werden. Ein entsprechendes Konzept des Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Klaus Lederer fand am 18. März 1999 auf der Hauptversammlung in der Oberhausener Stadthalle die Zustimmung der Babcock-Aktionäre.

ARD-Sammelangebot von Mittwoch, 18. März 1999

Von Lothar Kaiser

Die Babcock-Aktionäre nahmen es mit Befriedigung auf: Der TurnAround scheint gelungen: Im zurückliegenden Geschäftsjahr fiel bei einem Umsatz von 8,2 Milliarden Mark ein Gewinn von 61 Millionen Mark vor Steuern an. Vor drei Jahren hatte die Deutsche Babcock AG noch am Rande einer Pleite gestanden. Und auch im vorigen Jahr bilanzierte der Konzern noch einen Verlust: 244 Mio. DM. Inzwischen zeigt der radikale Sparkurs Wirkung, den Prof. Dr. Klaus Lederer dem Konzern verordnete, als er vor zwei Jahren den Vorstandsvorsitz übernahm.

Insgesamt trennte sich Babcock in den vergangenen Jahren durch internen Stellenabbau und Firmenverkäufe von 10.000 Mitarbeitern. Um auf der anderen Seite durch Firmenzukäufe 4000 neue Mitarbeiter aufzunehmen – derzeit hat der Konzern fast 29.000 Mitarbeiter. Bald werden es vielleicht 50.000 sein. Lederers Geschäftsidee: Mitbewerber aufkaufen, Allianzen schmieden, Produktionsbereiche zusammenlegen, Stellen abbauen. Mit Zustimmung seiner Aktionäre will er auf große Einkaufstour gehen.

Rückwirkend zum 1. Oktober 1998 soll von der Preussag AG die Noell GmbH mit 7000 Beschäftigten übernommen werden. Die beschäftigt sich etwa mit dem Bau von Stahlbrücken, Spezialkränen, Heiz- und Wasserkraftanlagen, Rauchgasreinigungs-, Trinkwasser- und Kläranlagen. Insgesamt macht die Preussag-Noell einen Jahresumsatz von 1,9 Milliarden Mark – aber keinen Gewinn.

Und auch das will Babcock gerne übernehmen: Da ist zum einen die Wasser- und Rohrtechnik von Preussag. Deren 5000 Mitarbeiter beschäftigen sich mit dem Bau und Betrieb von Pipelines und Anlagen zur Wasseraufbereitung und bringen es auf einen Jahresumsatz von 1,3 Milliarden Mark, haben aber auch keinen großen Gewinn vorzuweisen. Und da ist zum anderen eine 50prozentige Beteiligung an HDW, an der Howaldtswerke-deutsche Werft AG in Kiel mit 3.200 Mitarbeitern, die beispielsweise die größten Containerschiffe der Welt bauen.

Die HDW soll noch in diesem Jahr mit den beiden Thyssen-Werften Blohm + Voss in Hamburg und den Nordseewerften in Kiel unter dem Dach der Babcock zu einem neuen Werftenriesen verschmolzen werden mit dann 5.700 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 2,5 bis drei Milliarden Mark. Alles in allem ein Risikogeschäft? Babcock-Chef Klaus Lederer:

O-Ton: Durch die Übernahme verstärken wir ganz klar unser Kerngeschäft. Wir sind ein Maschinen- und Anlagenbau. Wir haben die Leute, die die gleiche Sprache sprechen, und deshalb macht es eine ganze Menge Sinn. Und wenn Sie sich mal vorstellen, dass wir durch eine Übernahme von fast fünf Milliarden Umsatz dann ein Konzern werden mit 15 Milliarden und 50.000 Leuten, spielen wir auch in einer andere Klasse.

Der Kauf dieses Dreier-Packs ist der Babcock einiges wert. Kein Bargeld, gewiss, denn davon hat man zur Zeit selbst nicht sehr viel. Statt dessen Aktien.

O-Ton: Ich bin auch Aktionär bei gewissen Töchtern. Mich interessiert, wie es mit den Töchtern weitergeht, wie der Einstieg in der Preussag ist, kann ich im Moment nicht abschätzen. Für die Preussag ist es ein sehr guter Weg, von ihren Sachen los zu werden.

Sind Sie optimistisch gestimmt, was die Babcock angeht oder nicht?

O-Ton: Ja. Es geht ja aufwärts nach meiner Meinung und ich denke, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Ich hoffe es vor allen Dingen für Oberhausen.

Durch die Kapitalerhöhung per Sacheinlage, der die Aktionäre heute zustimmten, erhält die Preussag 30 Prozent der Aktien von Babcock und wird mittelfristig deren größter Anteilseigner. Und genau das ist es, was Babcock-Chef Lederer mit dem Preussag-Deal im Sinn hat und was ihn

O-Ton: ruhiger schlafen lässt, denn vorher hatten wir 10% WestLB und alles andere war frei, d.h. wir waren der ideale Übernahmekandidat. Mit einer solchen Struktur, wie wir sie jetzt haben, ist das vorbei. Da können wir in Ruhe die Unternehmensentwicklung vorantreiben, ohne immer Angst zu haben, dass irgendeiner den Finger drauf hält und uns auseinander zieht und uns in alle Ecken verkauft.