Zyklus per Computer

Ein Hagener Diplom-Ingenieur für Bauwesen hat in monatelanger, gemeinschaftlicher Arbeit mit seiner Frau ein Computerprogramm für die private Familienplanung geschrieben: „Zyklus“.

Veröffentlicht 1986

Von Lothar Kaiser

Die Besonderheit dieser Software: Das Programm „bügelt“ Temperaturspitzen (Fieber) oder Untertemperatur aus, und der Fruchtbarkeitszyklus kann bis zu hundert Tage lang sein. Was zunächst für die eigene Benutzung geplant war, ist jetzt auch auf dem freien Markt erhältlich.

Wo heutzutage in einem Privathaushalt ein Computer steht,ein „Heimcomputer“, da sitzt in der Regel nicht die Ehefrau davor, sondern der Ehemann. Und wo dessen technische Faszination dann so groß ist, dass er vor dem Gerät den größten Teil der (gemeinsamen?) Freizeit verbringt, da hängt der Haussegen dann verständlicherweise schief. Dabei kann so ein Computer, mit dem richtigen Programm gefüttert, für Mann und Frau gleich ermaßen nützlich sein. Stichwort „Familienplanung“. Wo die früher nach der Knaus-Ogino-Methode praktiziert worden ist, bei der die unfruchtbaren Tage der Frau durch einfaches Abzählen von der letzten Menstruation ermittelt wurden, nach dieser Art der Empfängnisverhütung sind schon viele Frauen ungewollt schwanger geworden. Weitaus sicherer ist da schon die Fruchtbarkeitskontrolle mittels täglicher Temperaturmessung. Und damit zurück zu der Frage, wie ein Computer der Familienplanung dienlich ,kurz, wie er Mann und Frau wieder zusammenbringen kann. Tippgeräusch. Was der 30 Jahre alte Diplom-Ingenieur Klaus Schäfer aus Hagen da in seinen Heimcomputer eintippt, sind Temperaturmesswerte seiner Frau Rosemarie. Drei Monate lang saß er so vor dem Gerät, dann war „Zyklus“ fertig, ein Computer-Programm, das den genauen Kurvenverlauf eines Fruchtbarkeitszyklus auf dem Bildschirm anzeigt und bei Bedarf die fruchtbaren und unfruchtbaren Zeiten auch ausdruckt. „Zyklus“, das Computerprogramm von Klaus und Rosemarie Schäfer aus Hagen, füllt zehn Din-A-4-Seiten mit Computer-Befehlen, die nur der Eingeweihte versteht. Die Handhabung des Programms ist dagegen denkbar einfach. Und vorausgesetzt, die Temperatur ist täglich vor dem Aufstehen gemessen und in den Computer eingegeben worden, werden die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage exakt berechnet und graphisch dargestellt. Dabei kann das Programm sogar Temperaturspitzen, Fieber oder Niedertemperatur, selbständig ausbügeln und nennt selbst noch bei einem Zyklus von 100 Tagen Dauer das wahrscheinliche Datum des Eisprungs. Ein Verkaufserfolg ist „Zyklus“ allerdings bisher dennoch nicht geworden. Denn Voraussetzung sind nun einmal der Besitz eines bestimmten Computers und die Bereitschaft (beider?) Ehepartner, Familienplanung nach der Temperaturmethode zu betreiben.