Wo jetzt bloß den Kies her nehmen?

1973:  Wie geschenkte Hyazinthen zu Silvester doch noch zum Blühen kamen.

Winterzeit – schwere Zeit für Fabrikanten aller Art und Größe. Da müssen Weihnachtsgeschenke zusammengestellt werden für die guten Kunden, um sie bei der Stange zu halten, und für die schlechten, um sie an noch ausstehende Rechnungen zu erinnern. Und zu allem Überfluss steht auch noch die Inventur kurz bevor. Alles Dinge also, die Zeit und Geld kosten. Und wer hat das heutzutage noch?!

An diesem Klagelied können auch die kleinen Aufmerksamkeiten nichts ändern, die der Chef in den Tagen vor Weihnachten selbst von Geschäftsfreunden erhält. Während die vielen Flaschen mit Hochprozentigem meist eine Treppe tiefer unter den Angestellten Abnehmer finden, kommen die Kalender zunächst einmal alle auf einen Stapel; erst nach Neujahr soll der schönste für das Chefzimmer ausgesucht werden. Die Hyazithenzwiebel jedoch, die der Vertreter aus Holland als kleines Weihnachtspräsent schickte, verlangten nach sofortiger Behandlung, heißt es auf einem Zettel ‚anbei“:“Bitte sofort in eine Blumenschale mit Kies setzen! Dann blühen sie an Weihnachten!“ Einige Tage rätselten der Firmeninhaber und sein „Co.“ im trauten Heim, wo man denn um alles in der Welt Kies in so geringer Menge bekommen könne.(Derweil wird mit der Blütezeit der Hyazinthen schon nicht mehr vor Silvester gerechnet.) Dann war die Lösung gefunden: Bei Nacht und Nebel schiebt sich tags darauf ein Opal Rekord – das Kennzeichen tut nichts zur Sache – an eine Baustelle heran. Der Motor des Wagens läuft weiter, als eine dunkle Gestalt aus dem Wagen springt, einen Beutel in der Hand, und zwischen Lattenzaun und Baubude verschwindet. Als sie wenig später zurückkehrt, scheint der Beutel an Gewicht gewonnen zu haben.

Fortan freut sich die Ehefrau das Fabrikanten über das schnelle Wachstum der holländischen Blumenzwiebeln, für die selbst der Kies „kostenlos“ war. Zu Silvester werden die Hyazinthen wohl blühen.